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Kontakte mal anders

Aluminium statt Kupfer als Leitungsmaterial im Auto-Bordnetz
Kontakte mal anders

Kontakte mal anders
Testversion des Steckers, eingesetzt an einem elektrisch betriebenen Gokart
In Fahrzeugen aller Art spielen Elektrik und Elektronik eine stetig wachsende Rolle. Leitungsmate- rial ist derzeit meist Kupfer – im Vergleich zu Aluminium schwer und teuer. Vor allem für vollelektrische Fahrzeuge wäre der Umstieg auf Aluminium also eine interessante Option. Zusammen mit Forschern bei BMW haben Wissenschaftler der TU München nun herausgefunden, mit welchen Tricks es möglich ist, Kupfer durch Aluminium zu ersetzen.

Der Autor Dr. Andreas Battenberg ist PR-Referent der Technischen Universität München, München

Auf den ersten Blick ist es nicht nachvollziehbar, warum in modernen Kfz mit (teil-) elektrischem Antrieb nach wie vor auf das Leitermaterial Kupfer gesetzt wird – obwohl Aluminium leichter und vor allem wesentlich kostengünstiger ist. Doch will man in der Elektrik Kupfer durch Aluminium ersetzen, muss man sich einigen Herausforderungen stellen: Vor allem bei höheren Temperaturen, wie sie auch im Auto an vielen Stellen auftreten, zeigt Aluminium ein deutliches Kriechen. Konventionelle Verbinder sind daher nicht einsetzbar, sie wären nicht dauerfest.
Auch eine mögliche Alternative – aluminiumbasierte Elemente in den Kabeln und kupferbasierte Elemente in der Verbindungszone – ist mit Schwierigkeiten behaftet: Da zwischen dem Kupferkontakt und dem Aluminiumkabel ein großes elektrochemisches Potenzial besteht, wären solche Kabel stark korrosionsgefährdet. Zudem ist das Fügen von Kupfer und Aluminium relativ aufwändig. Um diesen Schwierigkeiten entgegenzutreten, entwickelten Forscher der Lehrstühle für Hochspannungs-und Anlagentechnik sowie für Umformtechnik und Gießereiwesen in Kooperation mit BMW im Rahmen des Projekts „Leiko“ ein innovatives Kontaktierungskonzept auf Alumi- niumbasis.
Kriechverhalten wird positiv
Ein Stahlblechkäfig, aus Gründen der elektromagnetischen Verträglichkeit ohnehin notwendig, übernimmt die mechanische Stabilisierung des Steckers und sorgt für die langzeitstabile Abstützung der Kontaktkraftfeder. Indem die notwendige Kontaktkraft nicht mehr durch die Kontaktelemente selbst aufgebracht wird, wandelt sich das ursprünglich problematische Kriechverhalten von Aluminium in eine Kontakt stabilisierende und damit positive Eigenschaft. So ist auch über eine Lebensdauer von zehn Jahren eine konstante Kontaktkraft gewährleistet.
Die Forscher entwickelten dazu eine spezielle, keilförmige Geometrie für die Aluminiumkontakte. Das Kriechverhalten des Aluminiums führt nun dazu, dass sich die beiden Kontakte über die Laufzeit zunehmend anschmiegen und sich die elektrische Verbindung sogar noch verbessert. Durch den durchgängigen Einsatz von Aluminiumlegierungen und die geschickte Anordnung der Beschichtung mit edleren Metallen konnte außerdem die Bildung korrosionsträchtiger Lokalelemente auf unkritische Stellen im Gesamtaufbau verlagert werden.
Ein weiteres Problem bei Aluminium ist die geringere elektrische Leitfähigkeit. Besonders für Leistungsbordnetze müssen die um etwa 60 % größeren Leitungsquerschnitte bei der Konstruktion von Kabelkanälen und Durchführungen berücksichtigt werden. Allerdings, so fanden die Forscher heraus, können die Richtwerte aus der Verarbeitung von Kupferkabeln, die die Biegeradien in Abhängigkeit zum Durchmesser setzen, für Aluminiumkabel verwendet werden, da Aluminium ebenfalls eine gute Biegsamkeit besitzt.
Erheblich Gewicht, Kosten und Emission sparen
Um das Langzeitverhalten der beschichteten Aluminiumkontakte auch unter den widrigsten Kfz-typischen Umgebungseinflüssen bestimmen zu können, konnten die Projektpartner gemeinsam mit führenden Zulieferbetrieben ein weiteres Forschungsprojekt ins Leben rufen. Dieses von der Bayerischen Forschungsstiftung (BFS) geförderte Projekt wird bis Juli 2012 eine Aussage über das Alterungsverhalten und damit die Einsatzeignung des Konzepts treffen.
Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Materialsubstitution erhebliche Gewichts-, Kosten- und Emissionsvorteile ermöglichen würde. „Wir rechnen damit, dass bis 2020 die Hochvoltbordnetze der meisten E-Fahrzeuge auf Aluminium basieren. Auch in die Niedervoltbordnetze wird Aluminium Einzug halten, da der Kupferpreis signifikant weiter steigen wird,” sagt Professor Udo Lindemann vom Lehrstuhl für Produktentwicklung der TU München.
TU München; Telefon: 089 289-15130; E-Mail: sekretariat@pe.mw.tum.de
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