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Schieben und schwenken

Einstiegskonzept – neue Türöffnung für Pkw
Schieben und schwenken

Während Autos größer und breiter werden, wachsen Parkflächen auf Plätzen und in Parkhäusern nicht im selben Maße mit. Gemeinsam mit CSI Entwicklungstechnik hat jetzt das Design- und Produktentwicklungsbüro Busse Design+Engineering eine neue Türmechanik gestaltet, die den Einstiegsbereich des Pkw möglichst groß und ungestört von mechanischen Komponenten hält.

Die Autoren: Felix Timm, Geschäftsführer, und Martin Hannig, Senior-Designer, Busse Design+Engineering

Auf Automobilmessen tauchen immer wieder Studien auf, die mit spektakulär öffnenden Dreh-, Schwenk-, Schiebe- und Flügeltüren dem Thema Einstieg großes Gewicht beimessen. Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass bei diesen Konzepten neben dem Hinguckereffekt vor allem eines erreicht werden soll: Der Innenraum des sich drehenden Automobils bleibt möglichst lange ungestört im Blickfeld des Betrachters. Eine ernsthafte Auseinandersetzung zur Ablösung des klassischen Türkonzeptes wird dabei selten angestrebt, es bleibt oft bei Messestudien. Dabei ist das Thema Einstieg von steigendem Interesse.
Während Autos größer und breiter werden, wachsen Parkflächen auf Plätzen und in Parkhäusern nicht im selben Maße mit. Einige der vorgestellten Konzepte taugen unter diesem Aspekt wenig, weil sie nicht raumsparend umgesetzt sind und eindeutig den Showeffekt adressieren, nicht den Alltagsnutzen. Flügeltüren sind nach oben hin raumgreifend und sprengen meist den in einer Garage zur Verfügung stehenden Kopfraum. Klassische und heute dominant verbreitete Fahrzeugtüren müssen vor dem Hintergrund der Veränderung der Mobilität hinterfragt werden, auch weil sich ihr Bauraum durch Sicherheitsanforderungen, den Einbau zusätzlicher Komponenten und Opulenz der Türverkleidungen vergrößert hat. Der zur Verfügung stehende Bewegungsraum wird dadurch nochmals kleiner. Konzepte, die auf einer Schiebe- oder Schwenk-Schiebelösung basieren, sind hierzu eine denkbare und realistische Alternative. Busse Design + Engineering und CSI Entwicklungstechnik als innovationsorientierte Entwicklungspartner favorisieren diesen Ansatz und entwickeln eine praxisorientierte, konzeptionell und fertigungsorientiert sauber umsetzbare Lösung für die Einbindung einer neuartigen Türmechanik in die Karosseriestruktur bestehender Fahrzeugkonzepte.
Die Schiebetür – ein alter Hut?
Die Schiebetür an sich ist nicht neu. Vornehmlich im hinteren Türbereich eingesetzt, taucht sie bei vielen Vans und besonders klassisch bei den meisten Generationen des VW Bully auf, wo sie sich auch akustisch durch ihr markantes Laufgeräusch in der Erinnerung vieler Menschen einprägt. Der vornehmliche Einsatz im hinteren Fahrzeugbereich ist ebenso auf die Tatsache zurückzuführen, dass in der Regel der hintere Teil der Tür in einer außen liegenden Führungsschiene läuft, die für das ästhetische Design der Karosserie nachteilig ist. Die Anforderungen an ein stimmiges Exterieur-Design verbieten häufig den Einsatz von derartigen Türkonzepten bei Limousinen und vergleichbaren Fahrzeugkonzepten.
Die kreative Leistung von Busse und CSI Entwicklungstechnik besteht darin, das Einstiegskonzept bis hin zu Auswirkungen auf die Tragstruktur inklusive Dach und B-Säule grundlegend zu hinterfragen. Ziel ist es, eine anspruchsvolle neue Lösung anzubieten, die dennoch technisch einfach und kostentechnisch darstellbar ist. So gestalteten die beiden Partner eine neue Türmechanik, die den Einstiegsbereich möglichst groß und ungestört von mechanischen Komponenten hält.
Ausschwenkbare Laufschiene sorgt für großen Einstiegsbereich
Das Konzept setzt auf die Kombination einer in der Karosseriestruktur verankerten Säule als Kernbauelement, die eine parallel zur Fahrzeugflanke ausschwenkbare Laufschiene trägt, auf welcher der restliche Verfahrweg der Tür verläuft. Um den Einstiegsbereich groß zu halten, wird das Kernbauelement der Türaufhängung zwischen Vorderrad und vorderem Türausschnitt am Kotflügel platziert. Dieser Bereich ist im Package in der Regel am ehesten verfügbar und in ihm lässt sich die Türaufhängung sowohl statisch als auch geometrisch integrieren. Ähnlich an der hinteren Tür: Dort befindet sich das Kernbauelement hinter dem Türausschnitt im Bereich vor und über dem Hinterrad.
Ziel ist es, alle vier Aufhängungen weitgehend baugleich zu gestalten und mittels individueller Knotenelemente in die Gegebenheiten der OEM-Karosserie einzubinden. Unterstützt werden können diese Zentralgelenke bei Bedarf durch zusätzliche Führungen an den oberen und unteren Türkanten.Eine Besonderheit des Konzeptes ist die Möglichkeit, auch einen Teil des Daches in den sich öffnenden Bereich der Karosserie einzubeziehen. Dies geschieht entweder über eine zusätzliche Hebefunktion oder schlicht über die Positionierung der Öffnungskontur oberhalb der Frontscheibe respektive der Heckklappe. Damit lässt sich der Bewegungsablauf beim Zustieg eines Fahrzeugs weiter gezielt verbessern. Passagiere können die Oberkörper früh und ohne Akrobatik in das Fahrzeuginnere bewegen.
Das Türkonzept zeigt, dass – trotz verlagerter Türtrennkontur – ein Fahrzeug künftiger Generation nicht zwangsläufig anders als heute aussehen muss. Diese Lösung eröffnet Automobil-Designern darüber hinaus weitere gestalterische Möglichkeiten. Mit dieser Türöffnung können sie den Vorgang des Ein- und Ausstiegs neu gewichten und damit im Automobildesign einen nutzerzentrierten und neuen, aus der Funktion ableitbaren Impuls geben. jpk
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