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Wie geht es im Antriebsstrang weiter? Elring-Klinger-CEO Wolf gibt einen Ausblick

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Wie geht es im Antriebsstrang weiter? Elring-Klinger-CEO Wolf gibt einen Ausblick

Gibt es eine dominierende Lösung für den Antrieb der Zukunft oder kommt ein breit diversifizierter Antriebsmix? Dr. Stefan Wolf, CEO der Elring Klinger AG, nimmt in diesem Interview zu diesen Fragen Stellung und erläutert den Transformationsprozess bei Elring Klinger.

Interview: Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter der KEM Automobilkonstruktion, Besigheim

KEM Konstruktion: Diese Transformation im Antriebsstrang betrifft Elring Klinger massiv. Wie bewältigen Sie den Wandel im Produktportfolio und seine finanziellen Implikationen?

Wolf: Wir haben zum Glück frühzeitig die richtige Richtung eingeschlagen, etwa vor 20 Jahren in Richtung Brennstoffzelle und vor 15 Jahren in Richtung Batterietechnik. Inzwischen liefern wir komplette Batteriemodule – beispielsweise für den Sion von Sono Motors – und Brennstoffzellensysteme für Prototypenfahrzeuge von chinesischen OEMs.

KEM Konstruktion: Eine solche Transformation kostet viel Geld…

Wolf: Ja, wir haben bereits einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag in die Batterie- und Brennstoffzellentechnik investiert und können daher jetzt dessen Früchte ernten. In Zukunft werden wir schwerpunktmäßig weiter in diesen Bereichen investieren und sind dabei auch weltweit für Partnerschaften offen, um bei der Technik und den Fertigungsvolumen weitere Schritte zu gehen. Denn bei unseren Brennstoffzellen-Stacks sind wir ohne Zweifel weltweit führend. Eine solche Technik mit so hoher Leistungsdichte bietet derzeit kein Wettbewerber an.

KEM Konstruktion: Was zeichnet Ihre Brennstoffzellen aus?

Wolf: Der Knackpunkt ist die Umwandlung des Wasserstoffs und der dabei nutzbaren elektrischen Energie. Dieser Prozess findet zwischen zwei metallischen Bipolarplatten statt. Im Vergleich zu anderen am Markt angebotenen Brennstoffzellenstacks zeigen Elring-Klinger-Brennstoffzellen hohe Leistungsdichten. Realisiert werden diese durch ein geschütztes Bipolarplatten-Design, das ein äußerst kompaktes Dichtungskonzept und eine optimale Flächennutzung ermöglicht. Basis für die Umsetzung eines solchen Designs bilden hochpräzise Fertigungsprozesse, die aus bestehenden, in Serie produzierten Produkten heraus entwickelt wurden. Wir haben das geschafft und können dadurch aus dem eingebrachten Wasserstoff eine sehr hohe elektrische Leistungsdichte generieren. Sprich, wir können entweder bei gleicher elektrischer Leistung das Volumen und den Wasserstoffbedarf der Brennstoffzelle verringern oder bieten bei gegebener Brennstoffzellengröße mehr elektrische Leistung und Reichweite als Wettbewerbssysteme.

KEM Konstruktion: Welche Kunden wollen Sie für Ihre Batterie- und Brennstoffzellentechniken gewinnen?

Wolf: Wir sehen unsere zukünftigen Kunden eher bei neuen OEMs und Start-Up-Unternehmen. Auf der letzten „AutoShanghai“ war ich über die Vielzahl und Qualität der angebotenen Fahrzeuge erstaunt. Da waren etliche neue Anbieter dabei, die technisch gute Fahrzeuge präsentiert haben und die wir mit unseren Elektrifizierungslösungen unterstützen. Besonders freut mich, dass viele Techniker, Vorstände und Eigentümer dieser Unternehmen die Technik in den Vordergrund stellen. Sie sind von ihren Lösungen überzeugt und setzen sie konsequent und sehr engagiert um. Ich würde mir wünschen, dass die europäische Automobilindustrie eine ähnliche Dynamik an den Tag legt, um ihre Vorreiterrolle weiter zu behaupten.

KEM Konstruktion: Welche Rolle spielt die Akquisition von Hofer in Ihrer Elektrifizierungs-Strategie?

Wolf: Hofer ist eine unglaublich versierte und technisch sehr fortschrittliche Entwicklungsgesellschaft für elektrische Antriebsstränge. Dieses hohe technische Niveau von Hofer bei elektrischen Antriebssystemen ergänzt sich optimal mit unserem Industrialisierungs-Know-how. Im Gemeinschaftsunternehmen Hofer Powertrain Products werden wir solche innovativen Antriebslösungen auch in größeren Stückzahlen auf den Markt bringen.

KEM Konstruktion: Wann und mit wem?

Wolf: Serienstart für unseren ersten batterieelektrischen Antriebsstrang wird demnächst mit einem renommierten europäischen Sportwagenhersteller sein. Weitere sind im Serienanlauf. Wir sehen uns als High-End-Anbieter, der in der Nische ausgefeilte Systemlösungen anbietet.

KEM Konstruktion: Sind weitere Partnerschaften oder Übernahmen möglich? Ist da etwas Konkretes in Planung?

Wolf: Wir werden sicherlich nicht bei Flachdichtungen, Kunststoff-Gehäuseteilen und Abschirmtechnik nach neuen Kooperationen und Übernahmekandidaten Ausschau halten. In diesen Bereichen ist Konsolidierung angesagt, neue Investitionen werden dort nur noch punktuell getätigt. In unseren neuen Bereichen Batterie- und Brennstoffzellentechnik werden wir uns über unsere technische Führungsrolle positionieren. Dort ist vieles möglich.

KEM Konstruktion: Volkswagen legt sich sehr auf den batterieelektrischen Antrieb fest. Ist das die Lösung aller Umweltprobleme?

Wolf: Der batterieelektrische Antrieb wird ein Beitrag sein, aber nicht der alleinige. Ich bevorzuge einen technologieoffenen Ansatz, der für jede Anwendung nach dem dafür passenden Antrieb sucht. Deshalb denke ich, dass wir in Nutzfahrzeugen oder großen Pkw noch lange Dieselmotoren sehen werden, bei anderen Pkw Ottomotoren oder Hybridantriebe und im Großstadtverkehr durchaus batterieelektrische Antriebe. Auch Brennstoffzellen-Hybride werden ihren Markt haben, da sie auf das bestehende Tankstellennetz aufsetzen können und eine vernünftige Reichweite haben.

KEM Konstruktion: Welchen Umsatzanteil generieren Sie noch mit klassischen Produkten?

Wolf: Es sind noch immer mehr als 90 %.

KEM Konstruktion: Wie wird sich das Umsatzverhältnis zwischen klassischen und neuen Produktsegmenten mittelfristig entwickeln?

Wolf: Wir gehen davon aus, dass wir mit Flachdichtungen, Kunststoff-Gehäuseteilen und Abschirmtechnik im Jahr 2030 noch knapp die Hälfte des Umsatzes generieren, weitere 25 bis 30 % mit neuen Antriebstechniken sowie Strukturleichtbau und etwa zehn Prozent mit unseren kunststofftechnischen Produkten für Automobil-, Medizin- und allgemeine Industriekunden. Den Rest wird unser Ersatzteilgeschäft beitragen, das bis dahin noch stark auf Verbrennungsmotoren bezogen sein wird.

KEM Konstruktion: Kann Elring Klinger Kompetenzen aus den klassischen Geschäftsfeldern für neue Produkte nutzen?

Wolf: Unser Ansatz ist, dass wir möglichst viele Komponenten für die neuen Antriebstechniken aus unseren klassischen Geschäftsfeldern liefern. Beispielsweise stanzen, prägen, sicken, wärmebehandeln, beschichten und montieren wir in unserem Werk Dettingen die einzelnen metallischen Lagen für unsere Zylinderkopfdichtungen. Auf den gleichen Anlagen fertigen wir – natürlich mit anderen Werkzeugen – inzwischen die Bipolarplatten für Brennstoffzellen-Stacks. Diese „Zulieferung“ aus eigener Produktion ergänzt um ausgewählte zugekaufte Komponenten sichert uns eine hohe Wertschöpfung.

Details zum Thema Elektromobilität bei Elring Klinger:

hier.pro/xNQHX

Kontakt:

Elring Klinger AG
Max-Eyth-Straße 2
72581 Dettingen/Erms
Tel. +49 7123 724–0
info.de@elringklinger.com
www.elringklinger.de


Dr. Stefan Wolf, Vorsitzender des Vorstands, Elring Klinger AG
Bild: Elring Klinger

„Brennstoffzellen-Hybride werden ihren Markt haben, da sie auf das bestehende Tankstellennetz aufsetzen können und eine vernünftige Reichweite haben.“

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