Moderne Türsysteme integrieren alle wesentlichen Funktionen der Fahrzeugtür und bieten noch viel Entwicklungspotenzial. Neben effizienten Produktions- und Logistikprozessen geht es dabei auch um die Werkstofffrage. Stahl ist beim Crashverhalten ungeschlagen; doch bei Gewicht, Geräuschdämmung und Design-freiheit punktet Kunststoff. Zudem lassen sich immer mehr Komponenten und Funktionen in einem Türsystem integrieren und in einer Einheit an der Montage- linie des Fahrzeugherstellers verbauen.
„Unser weltweiter Umsatz mit Fensterhebern und Türsystemen stieg seit dem Jahr 2000 um mehr als 500 Millionen auf rund 1,6 Milliarden Euro“, berichtete Kurt Sauernheimer, Geschäftsführer Brose Türsysteme, anlässlich der nun abgeschlossenen Standorterweiterung in Hallstadt. Mehr als 8 Mio. € habe man 2007 hier investiert, da sich das Tür-Geschäft in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich entwickelt habe. „So wurde unter anderem ein neues Versuchsgebäude errichtet und eine Vorfertigung für Türsystem-Kunststoffträger aufgebaut.“
Die Spritzgießanlage in Hallstadt dient dazu, die Einsatzmöglichkeiten des Werkstoffs Kunststoff für Türsysteme weiter zu analysieren. So will Brose die Systemkompetenz in der Fahrzeugtür ausbauen. Im Vordergrund stehen die Forschung auf dem Gebiet der Kunststoffverarbeitung, die Durchführung von Materialtests sowie konstruktive Produkt-Verbesserungen. Durch die Erweiterung des Produktportfolios und Zusatzaufträge in Asien und Nordamerika soll das Türsystemgeschäft der Brose-Gruppe weiter wachsen. Für 2009 peilt das Unternehmen weltweit einen Umsatz von 1,8 Mrd. € an.
Träger teilt Tür in Nass- und Trockenraum
Das von Brose entwickelte Türsystem-Konzept integriert alle wesentlichen Türfunktionen in einer lieferfertigen Einheit, die vorgeprüft und sequenzgenau an der Montagelinie des Automobilherstellers eintrifft. Komponenten wie Fensterheber, Lautsprecher, Schloss, Kabelbaum, Airbagsensor und die gesamte Steuerelektronik sind – aufeinander abgestimmt – auf einem zentralen Modulträger montiert. Dieser teilt zugleich die Tür in einen Nass- und einen Trockenbereich.
Die „trockene“ Türhälfte nimmt die Elektronik auf, während in der „nassen“ die mechanischen Komponenten integriert sind. So fallen in der Summe weniger Bauteile an, das Fehlerpotenzial sinkt und das Abdichten einzelner elektronischer Funktionselemente wird überflüssig. Außerdem schützt der Träger nicht nur vor Feuchtigkeit, sondern er schirmt das Fahrzeuginnere auch gegen das Eindringen von Staub und Außengeräuschen ab. Zusätzlich schafft diese Türarchitektur einen Resonanzraum, der die Akustik des integrierten Lautsprechers verbessert.
Bei der Frage der Werkstoffwahl – Stahl oder Kunststoff – geht es nicht um Innovation um jeden Preis. Die Frage ist, welches Material für den Kunden den größten Nutzen und im jeweiligen Projekt die größte Effizienz bietet. Als bewährtes Trägermaterial spielt Stahl nach wie vor eine große Rolle. Seine Pluspunkte liegen auf der Hand: Im Vergleich zu Kunststoff bietet Stahl in Sachen Türsteifigkeit und Crash-Sicherheit klare Vorteile.
Doch die Leichtbaustrategien der Automobilhersteller verlangen immer mehr nach Alternativen aus Aluminium oder Kunststoff. Letzterer bietet dabei deutliche Gewichtsvorteile: Je nach dem, wie viele Bauteile integriert werden, kann mit dieser Produktlösung eine Gewichtsreduzierung von bis zu 4 kg pro Fahrzeug erreicht werden.
Zudem überzeugen Kunststoff-Türsysteme durch eine bessere Geräuschdämmung und mehr Designfreiheit. Die ersten Brose-Türsysteme mit Kunststoffträgern gingen in den USA bereits 2007 im Ford Edge und Lincoln MKX in Serie, in diesem Jahr folgen weitere Modelle für den europäischen Markt. Das auf der IAA 2007 vorgestellte Türsystem mit integrierten Führungsschienen für Fensterheber soll 2009 zum ersten Mal eingesetzt werden.
Systemkompetenz aus einer Hand
Fast alle Automobilhersteller haben nach Angaben von Brose die Kosten-, Qualitäts- und Prozessvorteile modularer Türsysteme erkannt und sich für ihren Einsatz in der Großserie entschieden. 25 % aller weltweit produzierten Pkw-Türen seien inzwischen so aufgebaut.
Jeder Hersteller erhält das für sein spezifisches Anforderungsprofil maßgeschneiderte Produkt – von den Komponenten wie Fensterheber, Schloss, Türsteuergerät über ein Rumpfmodul bis hin zur Gesamttür. Der Vorteil für den Automobilhersteller liegt zudem darin, dass er für alle Prozessschritte nur einen Ansprechpartner hat. Dabei hat Brose aber nicht nur die Vorteile bei der Automobilproduktion im Fokus. Die Lösungen müssen auch dem Autofahrer mehr Sicherheit und Komfort bieten. In der Crashtestanlage in Roth am Forst werden neue Türkonzepte deswegen bereits in einer frühen Entwicklungsphase auf ihr Crash-Verhalten geprüft.
Brose; Telefon: 09561/21–3854; E-Mail: silvie.lange@brose.com
Mehr zum Thema Leichtbau
Teilen: