Das Projekt „Gaia-X 4 moveID“ soll in den kommenden drei Jahren die nötigen Standards und technologischen Konzepte entwickeln, die den sicheren Informationsaustausch zwischen Anbietern und Kunden von Mobilitätsanwendungen ermöglichen. Das Ziel: dezentrale digitale Fahrzeugidentitäten. Für den Massenbetrieb von Elektromobilen, das automatisierte Fahren sowie den Aufbau vernetzter Städte wird dies zu einer wichtigen Voraussetzung. Forschungspartner sind Hochschulen, Autozulieferer und Systemprovider unter Leitung des Konsortialführers Bosch. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert „Gaia-X 4 moveID“ mit 14 Millionen Euro, trägt so die Hälfte der Projektkosten.
Mit den im Forschungsprojekt anvisierten Standards können Fahrzeuge Informationen mit anderen Fahrzeugen und ihrer Umgebung sicher und souverän ohne „Vermittler“ austauschen. Zu den „Infrastrukturpartnern“ der Fahrzeuge zählen beispielsweise Ladesäulen, Schranken, Lichtsignalanlagen oder Parkplätze. Das Forschungsprojekt will für Interaktion und Handel der Akteure untereinander Management- und Verwaltungsservices entwickeln mit Hilfe international anerkannter Hard- und Software.
Das Konsortium baut auf dem europäischen Gaia-X-System auf, das technische, ökonomische und rechtliche Grundlagen für eine vertrauenswürdige und sichere Dateninfrastruktur definiert. Gaia-X setzt dazu auf Dezentralisierung und das Zusammenspiel verschiedener Cloud-Anbieter mit gemeinsamen Richtlinien. In diesem Sinne handelt auch das Projekt „Gaia-X 4 moveID“, nutzt Open Source für seine Entwicklungen, und stellt diese allen Anbietern für unterschiedliche Geschäftsmodelle zur Verfügung.
Anwendungsbeispiel: Vernetztes Parken
Vor allem im autonomen Fahrbetrieb können die Anbieter Angebote wie Nachrichten, Unterhaltung, Navigation und vieles mehr mit dem System des Autos verknüpfen. Allein der Markt für Dienstleistungen rund um das vernetzte Parken wird weltweit auf zehn Milliarden Euro jährlich geschätzt. Zudem ist das gezielte Ansteuern von Parkmöglichkeiten ein wichtiger Beitrag zum Abbau von Verkehr und Emissionen – die Suche nach einem Stellplatz macht heute rund ein Drittel des innerstädtischen Verkehrs aus.
Anwendungsbeispiel: Elektromobilität
Für den Erfolg der Elektromobilität ist die Verfügbarkeit von Informationen ein wesentlicher Faktor. In Europa werden Schätzungen zufolge bis 2030 gut die Hälfte der neu zugelassenen Automobile elektrisch angetrieben, deren Nutzer sich darauf verlassen müssen, möglichst rasch und rechtzeitig Lademöglichkeiten zu finden. Die Vernetzung der Systeme sei dafür grundlegend, heißt es in der Projektbeschreibung.
Anwendungsbeispiel: Zoning
Automatisiertes Fahren im Massenbetrieb ist nur denkbar, wenn Automobile schnell und zuverlässig mit ihrer Umgebung kommunizieren. Der hierzu notwendige Datenaustausch ermöglicht eine klimafreundliche Steuerung der Verkehrsströme, die sich nach dem aktuellen Aufkommen richtet. So können Städte den Zugang zu bestimmten Bereichen in Echtzeit regulieren und Staus vermeiden. Dieses so genannte Zoning setzt allerdings voraus, dass Fahrzeuge veränderte Bedingungen sofort erkennen und entsprechend neue Routen wählen. Im Rahmen von „Gaia-X 4 moveID“ wird Zoning mit Testfahrzeugen erstmalig grenzübergreifend im Testfeld Deutschland-Frankreich-Luxemburg (Merzig/Saarbrücken) demonstriert. Autos erhalten dynamisch Informationen zur Einfahrt in definierte Bereiche. (eve)