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Mehr Kapazität im Alu-Strukturguss

Großformatige Gussteile für hybride Karosseriekonzepte
Mehr Kapazität im Alu-Strukturguss

Mit der Lieferung großflächiger Strukturgussteile für die Hybridkarosserie der neuen C-Klasse von Mercedes stellt die Schweizer DGS Druckguss Systeme AG ihre Kompetenz als Entwicklungspartner für die weltweite Großserienfertigung derartiger Gussteile unter Beweis. Nächster Schritt ist jetzt der Aufbau von Produktions- und Logistikstrukturen, die imstande sind, den Bedarf der europäischen Premiumhersteller in voller Marktbreite nicht nur bezüglich Entwicklungskompetenz und Bauteilqualität, sondern auch mit Blick auf Fertigungskapazitäten und Kostenstrukturen zu bedienen.

Der Autor: Klaus Vollrath, Journalist in Aarwangen/Schweiz

„Die erfolgreiche Begleitung von Mercedes bei der Entwicklung von Aluminium-Strukturgussteilen für die Hybridkarosserie der neuen C-Klasse war für uns ein wichtiger Durchbruch“, freut sich Axel Schmidt, Leiter Technik und Verkauf der DGS Druckguss Systeme AG in St. Gallen (Schweiz). Damit habe man unter Beweis stellen können, dass man alle Voraussetzungen mitbringe, um Premiumhersteller nicht nur bei Nischenfahrzeugen, sondern auch bei weltweit produzierten Großserienmodellen zu beliefern. Dazu gehörte auch, die entsprechende Technologie so beherrschbar zu machen, dass eine reibungslose weltweite Versorgung mit den benötigten Teilen sichergestellt werden konnte. Für drei der weltweit vier Werke, in denen Mercedes die C-Klasse produziert, konnte DGS selbst liefern: Die Teile für Deutschland und Südafrika kommen aus dem DGS-Werk in der Schweiz, die Belieferung des Mercedes-Werks in China erfolgt durch die DGS-Gießerei in Nansha (China), die durch Personal aus St. Gallen entsprechend qualifiziert worden war. Für die Fertigung in Amerika wurde ein ortsansässiger Gießer durch Spezialisten von DGS technologisch unterstützt.
Herausforderung Technologietransfer
Für die Fachleute aus der Schweiz war dieser erfolgreiche Technologietransfer sowohl eine Herausforderung als auch eine Art Ritterschlag für ein weiteres und höheres Qualifizierungsniveau. So mussten an den jeweiligen Standorten, die bisher noch keine Erfahrungen mit solchen Strukturgussteilen hatten, Strategien und Prozeduren für die Qualifikation erarbeitet werden. Auf Grund der Unterschiede im Niveau der Technologiebeherrschung, durch Sprachbarrieren und Mentalitätsunterschiede waren der Aufbau und die Umsetzung der Serienproduktion im Ausland die vielleicht größte Herausforderung bei diesem Projekt. „Wir sind stolz darauf, als erster europäischer Druckgießer diese enorme Herausforderung angenommen und erfolgreich bewältigt zu haben“, sagte Axel Schmidt damals nach erfolgreichem Produktionsstart.
„Schon zu diesem Zeitpunkt war uns klar, dass wir in Zukunft mit einem rasch wachsenden Bedarf derartiger Teile auch für andere Modelle und Automobilhersteller zu rechnen hatten“, ergänzt Schmidt. Dies ließ sich unschwer an der hohen Zahl von Anfragen sowie anlaufenden Entwicklungsprojekten erkennen. Neben Mercedes sei man auch mit anderen Premiumherstellern wie Audi, Porsche und BMW im Gespräch. Damit war klar, dass der sich allein schon in Europa abzeichnende Bedarf mit den in St. Gallen verfügbaren Kapazitäten auf keinen Fall abgedeckt werden könnte. An eine substanzielle Ausweitung der dort vorhandenen Kapazitäten war wegen der beengten Platzverhältnisse nicht zu denken, und ein kompletter Firmenneubau auf einem ausreichend dimensionierten Gelände kam auch aus einem anderen Grund nicht infrage: Der aktuell sehr starke Schweizer Franken wäre vor allem für Fahrzeuge des mittleren bis unteren Preissegments zu einem schwer und in manchen Fällen gar nicht überwindbaren Handicap geworden. In dieser Situation beschloss DGS als erste europäische Druckgießerei, in Tschechien die Produktion von großformatigen Strukturgussteilen aufzubauen.
Kompetenz im Dreiländereck
„Hierbei konnten wir uns mit unserer modernen, leistungsfähigen Aluminium-Druckgießerei einbringen“, verrät Luboš Pfohl, Geschäftsführer der DGS Druckguss Systeme s.r.o. im tschechischen Liberec (Tschechien). In dieser hoch dynamischen Industrieregion südlich des Dreiländerecks Deutschland/Polen/Tschechien haben sich vor allem seit den 1990er Jahren zahlreiche Unternehmen der Kunststoffverarbeitung, des Maschinenbaus und der Automobilzulieferindustrie angesiedelt. Die Druckgießerei entstand 1990 im Rahmen der wirtschaftlichen Liberalisierung als sprichwörtliche Garagenfirma, die sich vor allem in der wachsenden Kfz-Industrie des Landes rasch einen guten Ruf erwerben konnte. Um die Jahrtausendwende erfolgte die Übernahme durch die heutige DGS.
Seither entwickelte sich das rasch wachsende Werk in Liberec zu einem bedeutenden Lieferanten für die europäischen Automobilhersteller, der den Anforderungen dieses sehr anspruchsvollen Marktes entsprechende hochwertige, einbaufertig bearbeitete Gussteile exakt nach Spezifikation und Zeitvorgabe liefern kann. Bereits ab dem Jahr 2014 begann mit intensiver Unterstützung durch das Mutterhaus in St. Gallen die systematische Vorbereitung auf die Herstellung von Strukturgussteilen. Hierfür wurden drei moderne, voll automatisierte Carat-Druckgießzellen von Bühler mit 1300 t bzw. 1600 t Schließkraft sowie die erforderliche vor- und nachgeschaltete betriebliche Logistikkette vom separaten Metall-Eingangslager mit eigenem Spektralanalysesystem über Wärmebehandlungs- und Bearbeitungseinrichtungen bis zu Richt- und Inspektionsplätzen aufgebaut und auditiert. Parallel wurden auch die Mitarbeiter entsprechend qualifiziert. Die Serienfertigung von Strukturgussteilen für die S-Klasse sowie für GLC-Modelle von Mercedes ist bereits Mitte 2015 angelaufen. Inzwischen ist die Entwicklung bei Teilen für weitere Fahrzeuge von Porsche, Audi und VW teilweise bereits bis zur Bemusterungsphase fortgeschritten.
„Die beiden DGS-Werke agieren für ihre europäischen Kunden jetzt als Team mit unterschiedlichen, jedoch genau aufeinander abgestimmten Leistungsprofilen, und können so eine außergewöhnlich hohe Leistungsbandbreite abdecken“, erläutert Axel Schmidt. Jeder der Standorte habe seine spezifischen Vorteile. In St. Gallen verfüge DGS über ein anerkannt hohes Niveau an Know-how im Bereich der Entwicklung und Herstellung von großformatigen Strukturgussteilen. Zudem verfüge man dort über Kapazitäten im Bereich besonders großer Druckgießzellen mit bis zu 3200 t. Das Werk bleibe daher auch weiterhin sowohl als Entwicklungsstandort als auch als Produktionsstandort für besonders anspruchsvollen großformatigen Strukturguss unverzichtbar.
Massiver Kapazitätsausbau in Tschechien
„Angesichts des enormen Interesses werden wir den Standort Liberec in den nächsten Jahren konsequent erweitern“, verrät L. Pfohl. Man werde auf einem bisher nicht bebauten Bereich des Werksgeländes mehrere neue Hallen errichten und in den nächsten Jahren nach und nach bis zu acht neue Carat-Anlagen mit Formzuhaltekräften bis zu 2500 t sowie alle dazugehörigen vor- und nachgelagerten Einrichtungen wie Schmelzerei, Wärmebehandlung, Bearbeitungszentren und Oberflächenbehandlung installieren. „Mit dieser Erweiterung sehen wir uns gerüstet, die sich abzeichnenden Marktbedürfnisse für die nächsten Jahre umfangreich bedienen zu können“, bekräftigt L. Pfohl. Der Produktionsstart im neuen Werk ist nach aktuellem Planungsstand auf Ende 2018/Anfang 2019 terminiert.
DGS Druckguss Systeme AG, St. Gallenwwww.dgs-druckguss.com
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