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„Harmonie erzeugen und Akzente setzen“

Carsten Bernau, Geschäftsbereichsleiter Automobil bei der Mankiewicz Gebr. & Co. (GmbH & Co. KG)
„Harmonie erzeugen und Akzente setzen“

Hochwertige Beschichtungssysteme des global agierenden Lackspezialisten Mankiewicz setzen fühl- und sichtbare Akzente in der internationalen Automobilbranche. Carsten Bernau, Geschäftsbereichsleiter Automobil bei dem Hamburger Unternehmen, spricht über Trends bei Interieur und Exterieur und worauf es bei der Lackierung ankommt.

Das Interview führte Jens-Peter Knauer, Redakteur der AutomobilKonstruktion

Herr Bernau, Ihr Unternehmen ist seit über 25 Jahren im Automobilbereich tätig. Welchen Wandel hat die Branche in dieser Zeit vollzogen?
Zu Beginn unserer Tätigkeit lag der Fokus deutlich auf dem Interieur-Bereich, wobei es hauptsächlich um die Funktion der Lacke ging – weniger um das Design. Dementsprechend waren die Lacke auch noch vergleichsweise hart und wurden in dicken Schichten von bis zu 100 µ aufgetragen. Erst Mitte der 90er Jahre änderte sich dieses Vorgehen. Es wurden neue, sehr viel elastischere Bindemittel entwickelt, die es erlaubten, eine ansprechende Struktur und Haptik zu erzeugen. Damit reduzierten sich auch die Schichtdicken; heute sind es auf den meisten Flächen im Innenraum nur noch 20 bis 30 µ. Zu diesem Zeitpunkt wurden erstmals farbliche Gestaltung und Haptik miteinander verknüpft, um eine harmonische Oberfläche zu erzeugen.
Damit wurden die Gestaltungsmöglichkeiten im Innenraum vielfältiger …
Ja, und damit änderten sich auch die Qualitätsansprüche der Verbraucher: Fahrzeuge werden heutzutage nicht mehr rein über die technische Leistung verkauft, auch ein ästhetisch gestalteter Innenraum spielt eine große Rolle bei der Kaufentscheidung. Die Anmutung der Materialien vermittelt den Insassen, mit welcher Klasse sie es bei einem Fahrzeug zu tun haben. Und diese Anmutung erzeugen wir vor allem durch individuell auf die Kundenbedürfnisse abgestimmte Lacksysteme.
Was bedeutete das für Ihre Marke Alexit?
Durch intensive Forschung und Entwicklung haben wir in den vergangenen 25 Jahren unsere bestehenden Alexit-Lacksysteme den veränderten Marktanforderungen angepasst. Die Beschichtungssysteme wurden durch gezielte Rohstoffauswahl und entsprechende Formulierungen in den Rezepten deutlich beständiger in Bezug auf mechanische und chemische Belastungen der lackierten Oberflächen. Zusätzlich verhelfen neue Farbdesigns und ansprechende, haptische Oberflächenbeschichtungen zu einem wesentlich attraktiveren und langlebigeren Fahrzeuginnenraum.
Im Interieur-Bereich gilt Ihr Unternehmen bereits als Weltmarktführer, nun konzentrieren Sie sich auch zunehmend auf den Exterieur-Bereich – wie kam es dazu?
Aus unserer Erfahrung in der Lackproduktion für den Wageninnenraum resultiert ein umfassendes Know-how in der Beschichtung von Kunststoffen. Wir kennen uns in dem internationalen Automobilmarkt und der Struktur der Branche bestens aus und sind ein fester Bestandteil der Supply Chain. Da war es naheliegend, diese Vorteile auch für den Exterieur-Bereich zu nutzen. Hier sehen wir für uns ein großes Wachstumspotenzial. Zudem können wir von unserer langjährigen Tätigkeit im Bereich der Exterieur-Lackierungen in anderen Geschäftsbereichen profitieren und Synergien effektiv nutzen. Mittlerweile verfügen wir über eine hohe Expertise bei der Lackierung von Kunststoff-Anbauteilen wie Kühlergrills, Kennzeichenträgern und Teilen im Stoßfängerbereich in Kontrastfarbtönen zur Karosserie.
Woraus setzt sich Ihre aktuelle Produktpalette zusammen?
Sowohl im Interieur- als auch im Exterieur-Bereich setzen wir hauptsächlich 2-komponentige Polyurethan-Systeme ein: unsere Alexit-Lacke. Hier bieten wir verschiedene Systeme für die jeweiligen Bauteile und Anforderungen der Automobilhersteller. Im Innenraum werden beispielsweise Decor-Haptik-Lacke eingesetzt, um Kunststoffoberflächen optisch und haptisch aufzuwerten und eine Anpassung an andere Materialien wie Leder oder Stoff zu ermöglichen. Auch Metallic-Lacke zur Substituierung von Echt-Metallen und metallischen Oberflächen werden bei Kunststoffbauteilen häufig verwendet. Der Einsatz unserer Lacksysteme hat dabei immer zum Ziel, Harmonie zu erzeugen und Akzente zu setzen – so erreichen wir eine Wertsteigerung des Innenraumes durch qualitative Aufwertung. Zudem ist Lack eine kostengünstige Alternative für höherwertige Materialien und verbessert zugleich die Oberflächeneigenschaften der lackierten Kunststoffteile.
Und im Exterieur-Bereich?
Im Exterieur-Bereich setzen wir zum Beispiel Hochglanzlacke in Piano-Black ein – diese Systeme sind sowohl als Alexit- als auch als UV-härtende Cycon-Variante erhältlich und ermöglichen eine gezielte Aufwertung der Kunststoffteile. UV-härtende Lacksysteme bieten eine exzellente mechanische und chemische Beständigkeit. Dadurch werden beispielsweise Mikrokratzer, wie man sie häufig bei Hochglanzoberflächen sieht, vermieden.
Welche spezifischen Anforderungen gilt es im Bereich der Innen- und Außenausstattung zu beachten?
Im Interieur-Bereich gibt es besonders hohe Anforderungen an die Beständigkeit gegenüber Wärme und Feuchtigkeit, um Hydrolyse-Schäden vorzubeugen. Gerade für den Schutz vor Cremes und mechanischen Belastungen ist es wichtig, dass die Lacke eine hohe Alterungsbeständigkeit aufweisen.Im Exterieur-Bereich müssen die Lacksysteme dagegen hauptsächlich eine sehr hohe Beständigkeit gegenüber Licht, klimatischen Einflüssen und mechanischen Belastungen wie Steinschlägen gewährleisten. Jedes Bauteil muss natürlich auch die Waschstraße ohne Schäden überstehen. Chemische Belastungen wie Vogelkot oder Insektenentferner dürfen den Lacken ebenfalls nichts anhaben.
Welche Rolle übernimmt die Mankiewicz Designabteilung im Geschäftsbereich Automobil?
Unsere hauseigene Design-Abteilung ist bis zu 90 Prozent allein für den Automobilbereich tätig. Hier spüren wir Trends auf und übersetzen diese in individuelle Lacklösungen. Dabei vereinbart das Designteam die funktionellen Eigenschaften des Lacksystems mit den Designanforderungen unserer Kunden. Aufgrund der individuellen, kulturell unterschiedlichen Anforderungen an das Design bedienen wir uns lokaler Experten in China, die speziell für den asiatischen Markt zuständig sind. Wir sind also in der Lage, auch länderspezifische Besonderheiten abzudecken. Wie schon erwähnt, muss der Lack heute nicht mehr nur technische und funktionale Anforderungen erfüllen, es müssen auch neue Effekte und Oberflächen entwickelt werden. Ein Beispiel: Seit Chrom 6 als krebserregend eingestuft und verboten wird, müssen wir neue Lösungen finden, um dieselbe, hochwertige Optik zu erzielen. Eine dieser Möglichkeiten ist Lack, der als Chromersatz in seidenglänzender, brünierter oder hochglänzender Form eingesetzt wird.
Welche Trends bestimmen in Zukunft die Fahrzeuginnenausstattung?
Nach wie vor sehr aktuell sind matte Lacke mit glatter oder strukturierter Oberfläche und einer ansprechenden Haptik. Im Kontrast dazu gibt es aber auch den Trend, Metallic-Farben und Lacke mit Metall-Optik im Innenraum einzusetzen. So können gezielt Akzente gesetzt werden. Das Spiel mit Farben und Strukturen führt auch zu ungewöhnlichen Designs – so werden beispielsweise Teile des Autos, die traditionell eher dunkel gehalten wurden, nun hell lackiert. Solche Oberflächen sind naturgemäß viel anfälliger für Verunreinigungen, so dass Easy-to-clean-Oberflächen sich zu einem spannenden Trend entwickeln. Auch das Thema Black-Panel-Systeme wird an Bedeutung gewinnen: Die Touchscreens in den Fahrzeugen sollen sich nahtlos und harmonisch in ihre Umgebung einfügen und nicht wie ein Fremdkörper im Design wirken. Deshalb werden die Oberflächen rund um das Display ebenfalls als Black Panel gestaltet.Ein genereller Zukunftstrend ist unumstritten das autonome Fahren: Wer weiß schon, wie lange unsere Autos überhaupt noch Lenkräder haben und wie sie in ein paar Jahren aussehen werden? Für uns bei Mankiewicz ist es letztendlich unerheblich, ob es dazu kommt – die Gestaltung der Innenräume wird immer einen hohen Stellenwert haben.

Das Unternehmen
Mankiewicz ist ein global operierender Lackhersteller, gegründet 1895 in Hamburg, und beschäftigt weltweit rund 1200 Mitarbeiter. Die Unternehmensgruppe liefert Hightech-Beschichtungssysteme für die industrielle Serienfertigung. Dazu gehören anspruchsvolle Märkte wie Maschinenbau, Automobil, Luftfahrt, Bahn, Land- und Baumaschinen, Medizintechnik, Yacht und Windkraft. In der eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung können sämtliche Lacksysteme in allen Farbtönen, Glanz- und Strukturabstufungen individuell mit den Kunden erarbeitet werden.
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